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2007 begegnete ich in einem kleinen Handygeschäft im Stadtzentrum von Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, dem ersten „Madgerman“. „Madgerman“ bedeutet auf Shangaan, einer im südlichen Teil des Landes weit verbreiteten Sprache: „Der, der aus Deutschland kommt“.
Ich habe mir seinen Namen nicht gemerkt und habe ihn auch nicht wieder getroffen. Ich weiß nur, dass er mehrere Jahre in Dresden gelebt hat. Dennoch waren diese kurze Begegnung und die wenigen Worte, die wir damals wechselten, ein Auslöser für eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte der mosambikanischen VertragsarbeiterInnen in der Deutschen Demokratischen Republik. In München aufgewachsen, kannte ich die DDR bisher nur aus dem Geschichtsunterricht, von VertragsarbeiterInnen aus anderen sozialistischen Bruderstaaten, deren Lebensbedingungen und den Hintergründen wusste ich wenig.
Bereits in den 1960er Jahren begann die DDR die Freiheitsbewegung Mosambiks zu unterstützen. Nach der Unabhängigkeit 1975 verdichteten sich die politischen Kontakte zu einer intensiven freundschaftlichen Beziehung zwischen beiden Staaten, die sich dann am 24. Februar 1979 im „Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit“ manifestierte. Seit 1979 waren insgesamt 16.000 MosambikanerInnen in der DDR in verschiedenen volkseigenen Betrieben tätig und trugen maßgeblich zum Erhalt der Wirtschaft des Landes bei. Nach der Wende kehrten fast alle MosambikanerInnen in ihr Heimatland zurück.
Vor allem in Westdeutschland ist diese Geschichte vollkommen unbekannt. Auch in Ostdeutschland weiß kaum jemand, dass die mosambikanischen VertragsarbeiterInnen nur einen Teil ihres Lohns ausbezahlt bekommen haben. Mehr als die Hälfte wurde zu DDR-Zeiten einbehalten und an den mosambikanischen Staat transferiert. Allerdings nur auf dem Papier. Die VertragsarbeiterInnen dachten, das Geld würde für sie in der Heimat angespart, dabei tilgten sie mit ihren Gehältern Staatsschulden. In Mosambik regt sich gegen diese Ungerechtigkeit bis heute lautstarker Protest. Jeden Mittwoch marschieren die „Madgermanes“ mit DDR-Flaggen durch die Straßen von Maputo und verleihen ihrem Unmut Ausdruck.
Um dieser Geschichte weiter auf den Grund zu gehen, begab ich mich nach ausführlichen Recherchen in Archiven in Deutschland und nach gründlicher Vorbereitung im Winter 2009 / 2010 auf eine dreimonatige Reise nach Mosambik. Die „Madgermanes“ sind sehr gut organisiert. In allen Provinzen Mosambiks gibt es eingetragene Vereine und regelmäßige Treffen von ehemaligen VertragsarbeiterInnen. Ich habe Gruppentreffen in Maputo, Chimoio, Beira, Tete, Nampula, Pemba und Quelimane besucht. Teilweise haben mich mehr als 100 „Madgermanes“ bei diesen Treffen erwartet. Insgesamt habe ich über 400 ehemalige VertragsarbeiterInnen kennengelernt. Einige sind stundenlang zu Fuß zu den Treffen gelaufen. Fast alle beklagen die ungerechte Behandlung durch die mosambikanische Regierung und berichten von ihrem perspektivlosen Leben in Mosambik. Armut ist ein großes Problem. Einen Job hat kaum jemand. Das Leben in der DDR hingegen haben viele in guter Erinnerung. In den Tagen nach den Gruppentreffen habe ich jeweils einige der ehemaligen VertragsarbeiterInnen zuhause besucht, um noch mehr über ihre Lebensumstände zu erfahren und diese fotografisch zu dokumentieren. Dabei ist das Buch „Einheit, Arbeit, Wachsamkeit – Die DDR in Mosambik“ entstanden, das 2012 im Kehrer Verlag Heidelberg erschienen ist.
Miguel aus Dornburg an der Saale habe ich auf der Suche nach seinem Vater kennengelernt. Miguels Mutter hatte noch vor der Wende den Kontakt zu Miguels Vater abgebrochen. Mit Hilfe der „Madgermanes“ und einem Netzwerk, das deutsch-mosambikanische Familienzusammenführungen unterstützt, konnten wir seinen Vater schließlich in Mosambik finden. Im Frühjahr 2017 habe ich Miguel auf eine Reise nach Beira und Chimoio begleitet.
Auch Sarah aus Berlin ist ohne ihren Vater aufgewachsen. Ihr Vater verlor 1990 seine Arbeit und damit seine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Er musste nach Mosambik zurückkehren und arbeitet heute in Südafrika. Sarah besucht ihren Vater und ihre mosambikanische Familie regelmäßig. 2016 und 2017 habe ich Sarah in Maputo getroffen.
Jamal ist in Halle an der Saale im Stadtteil Silberhöhe aufgewachsen. Sein Vater hat noch zu DDR-Zeiten seine deutsche Mutter geheiratet und konnte so in Deutschland bleiben. Als Jamals Vater bei einem Streit mit einem Messer schwer verletzt wurde, brannten bei Jamal die Sicherungen durch. Ebenfalls mit einem Messer bewaffnet, stellte er den Angreifer und stach auf ihn ein.
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